FAQ für Fortgeschrittene

Verträgt sich meine bisher gelernte Gesangstechnik mit dem Funktionalen Ansatz?

Das kann ich leider nicht beantworten, ohne zu wissen, wie Sie bisher unterrichtet wurden bzw. wie Sie gesungen haben. Manchmal gibt es wenig Reibungspunkte und Differenzen, manchmal sind sie erheblich.Etwa wenn Sie gelernt haben, die Bauchmuskeln beim Singen anzuspannen, den Ton zwischen die Augen oder hinter die Schneidezähne zu bringen, zwischen den Registern "umzuschalten", die Zunge zu einem Löffel zu formen, Tonhöhe und Lautstärke mit Luftdruck sprich kontrahierten Zwischenrippenmuskeln und aktiven Bauchmuskeln zu steuern, wenn Sie ein Vibrato über eine Kontraktion der Zunge erzeugen etc.

All diese aufgezählten Dinge sind Kompensationen, die eigentlich überflüssig sind, die wir uns aber bewusst (antrainiert) oder unbewusst manchmal zur Gewohnheit gemacht haben. Und wie das mit Gewohnheiten so ist: auch wenn sie uns bei bestimmten Dingen vielleicht hindern, verzichten wir doch oft recht ungern auf sie.

Ich kann Ihnen leider nicht versprechen, dass wir nicht an den Grundüberzeugungen Ihrer bisherigen Singgewohnheiten rütteln. Ich dachte nach meiner ersten Stunde bei einem funktionalen Lehrer: "Ach du Backe! Alles anders als bisher! Ich kann ja gar nix!" und "Da geh ich nie wieder hin!". Eine Woche später stand ich dann doch wieder vor der Tür, weil es sich in mir trotz aller Unsicherheiten und Änderungen irgendwie richtig und gut anfühlte: freier, offener, müheloser, mit weniger Aufwand...

Was ich Ihnen verspreche: Sie alleine treffen die Entscheidung, ob Sie bei Ihren Gewohnheiten bleiben oder ob Sie sie ändern wollen. Und egal wie Sie sich entscheiden, ich werde Ihre Entscheidung respektieren und akzeptieren.

Unterrichten alle "Funktionalen" Lehrer gleich?

Nein, glücklicherweise nicht. Zum einen führten die verschiedenen Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten dazu, dass sich heute einige Richtungen im Gesangs- und Logopädiebereich als "funktional" bezeichnen. Die Ausbildung, das Wissen, die Pädagogik und die Methodik der einzelnen Richtungen differieren dabei mal mehr, mal weniger. Zum anderen prägt neben der reinen Ausbildung natürlich die gesamte Persönlichkeit und Erfahrung des Lehrers dessen jeweils individuellen Unterrichtsstil. 

"Funktional" klingt so "technisch"...?

Der Begriff "funktional" bezieht sich lediglich darauf, dass die Basis des Unterrichts und Trainings auf dem wissenschaftlich-anatomischen Wissen um die Funktion und die Zusammenhänge des gesamten Gesangsapparates beruht, und sich nicht an einer bestimmten Ästhetik oder einer übernommenen, tradierten und evtl. nicht reflektierten Methode orientiert.

Das Ziel ist es, nach und nach alle Bereiche, die beim Singen aktiv sind (und das ist fast der ganze Körper), im Lauf des Trainings immer mehr gemäß den ihnen eigentlich zugedachten Funktionen zu benutzen. Mit der Zeit lernen wir, fürs Singen überflüssige gewohnte Bewegungen (= Kompensationen) zu vermeiden. Letzlich fühlt sich das dann so an, als würde das Singen mit großer Leichtigkeit, Freiheit und völlig anstrengungsfrei ganz von alleine passieren. Der schönste Satz meiner Schüler ist dann immer: "War ich das gerade? Ich hatte gerade das Gefühl, ES würde mich singen..."

Muss ich irgendwelche Muskelnamen lernen?

Nein, müssen Sie nicht. Sie müssen sie mit der Zeit spüren, fühlen und in ihrer Bewegung und Auswirkung auf's Singen erkennen können. Wie der Muskel dann heißt und wie er neurologisch innerviert wird, ist für Sie als Sänger letztlich egal.

Arbeiten Sie mit inneren Bildern?

Mit anatomischen Zeichnungen ja, mit Vorstellungsbildern in der Regel nicht. Ich finde es sinnvoll und notwendig zu wissen, wo genau sich z.B. das Zwerchfell und die Lunge befinden. Die präzisen anatomischen Zeichnungen helfen uns, unsere Bewegungen und Empfindungen beim Singen richtig einzuordnen. Sie bewahren uns vor Irrtümern, wenn wir die Lunge etwa zu weit unten in den Gedärmen oder das Zwerchfell mit den geraden Bauchmuskeln verwechseln.

Warum ich ungern mit Vorstellungsbildern arbeite? Das Grundproblem ist immer, dass das Bild meist nicht im Schüler selbst entstanden ist, sondern ihm von außen gegeben wurde. Mit vielen Bildern kann ein Schüler deswegen einfach schlichtweg nichts anfangen, weil sie nicht aus seiner eigenen Empfindung und Wahrnehmung kommen. Er kann sie folglich nicht umsetzen und für sich nutzen. Andere Bilder wiederum berücksichtigen nicht die individuellen Erfahrungen, Vorlieben und Abneigungen eines Menschen - oder würden Sie sich als Heuschnupfengeplagter gerne eine blühende Wiese mit Blumen und Gräsern vorstellen? Manche Bilder sind schlicht verstümmelnd und verletzend (die Vorstellung einer heißen Kartoffel oder einer abgeschnittenen Zunge etwa) und führen generell eher zu berechtigten Abwehrmechanismen. Andere Bilder sind meiner Meinung nach schlicht überflüssig: z.B. das Bild eines sich aufblasenden Schwimmreifens beim Einatmen. Was ist, wenn Sie Schwimmen schon immer gehasst haben? Wenn die Hände des Schülers allerdings an seinen 10. Rippen liegen, kann er die Bewegung der Rippen genau so gut, wenn nicht noch besser und präziser wahrnehmen, ohne dabei eine bestimmte Vorstellung bemühen zu müssen. Manchmal entstehen dann im Schüler daraufhin eigene Bilder oder Assoziationen. In diesem Fall können wir uns dann darauf verlassen, dass sie zu 100% zum Schüler passen und er mit diesem Bild etwas verbinden kann. Weil es sein eigenes ist.

Behandeln Sie auch Stimmprobleme?

Ja und nein: Nicht alle und nicht auf Rezept, schließlich bin ich keine Logopädin. Bestimmte Stimmprobleme, die bei Sängern und Berufssprechern aufgrund einer "ungesunden", sprich nicht-funktionalen Art zu Sprechen oder zu Singen kommen (hyper- und hypofunktionelle Dysphonien, Heiserkeit, unvollständiger Stimmlippenschluss, weiche Knötchen, Verlust der Höhe/Tiefe etc.), können wir im Unterricht behandeln, gerne auch ergänzend zu Ihren Sitzungen in einer logopädischen Praxis.

Welche Personen haben bei ihnen UNterricht?

Sehr verschiedene: angefangen von denen, die am Anfang keine Töne treffen konnten, aber schon immer Singen können wollten über die Hobbysänger, die zum Vergnügen im Chor, einer Band oder nur für sich singen bis zu den Musikstudenten, Semiprofis und Profis, die mit dem Singen oder Sprechen einen (mehr oder weniger großen) Teil ihres Geldes verdienen. Zu meinen Schülern zählen u.a. Gesangs-, Musik- und Musicalstudenten, (Lehr-)logopäden, Musiklehrer, Chorleiter, Sänger, Kantoren, Schauspieler, Kirchenmusiker, Coaches, Staatsanwälte, Speaker, Schauspieler, Trainer...

Können Sie mich auf eine Aufnahmeprüfung im Fach Gesang vorbereiten?

Ja, allerdings in bestimmten Stilrichtungen nur bis zu einem gewissen Punkt. Den stimmtechnischen Part kann ich mit Ihnen für alle Sparten (Rock/Pop/Jazz - Musical - Klassik) erarbeiten. Bei Spezialfragen zu Stückauswahl, Phrasierung, Improvisation etc. würde ich gegebenenfalls gerne einen Spezialisten auf diesem Gebiet hinzuziehen. Mein Wissen reicht leider nicht in allen Bereichen so weit, dass ich Ihnen sowohl die Frage nach einer Phrasierungen im Hochbarock als auch die Frage nach der "richtigen" Skala für ein bestimmtes Jazz-Stück perfekt beantworten kann. Ich arbeite daran...

Falls diese Information irgendwie wichtig für Sie ist: Von den Schülern, die ich auf die Aufnahmeprüfung im Fach Gesang vorbereitet habe, haben alle ihre Aufnahmeprüfung bestanden (Stage School, Joop van den Ende Academy, Unis für ein Lehramtsstudium mit Hauptfach Gesang, Berufsfachschulen mit Schwerpunkt Musical etc.).

Welche Inhalte werden vermittelt?

Körperbewusstsein, Wahrnehmungstraining, Sensibilisierung für und Bewußtwerdung von Gewohnheiten (der günstigen wie der ungünstigen), Reduktion von Kompensationen (Fehlspannungen), Atem"technik", Empfindung für den Vokaltrakt und die Stimmlippenebene, Registerausgleich, Vokalausgleich und Artikulation, Feinregulation und Balance zwischen medialer Kompression (= Stimmlippenschluss)-Luftdruck-Luftfluss (= Vibrato), Tonhöhenregelung über die Balance zwischen M. Vocalis und M. Cricothyroideus (für seine Freunde kurz: CT), Lautstärkeregelung primär über die Massekopplung des M. Vocalis, Kehlkopfstabilität, Differenzierung zwischen Überdruck- und Unterdruckventilfunktion, Erweiterung und Ausbau des Stimmumfangs, stimmlicher Ausdruck, stiltypischer Einsatz der Stimme, Performance, Mikrofontraining, Gehörtraining...

Je nach Wunsch mit mehr oder weniger theoretischem Hintergrundwissen.

 

Und wenn Sie jetzt bei diesem letzten Punkt nur Bahnhof verstanden haben, macht nichts. Kommen Sie vorbei und erleben Sie's... das ist eh viel spannender als wichtig klingende Begriffe.


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1 Ich erhebe keine Umsatzsteuer und weise diese daher auch nicht aus. Umsatzsteuerbefreiung gem. § 4 Nr. 21 Buchst. 1 Doppelbuchstabe bb UStG, erteilt von der Regierung von Oberfranken am 29.01.2015.